Neueste Geschichte und Zeitgeschichte
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„Violence in Britain in the 20th century“

Summer School in Kooperation mit dem DHI London

03.09.2018

Gewalt kennzeichnet das 20. Jahrhundert. Die beiden Weltkriege, die vielen Genozide, die Kolonialkonflikte und der Terrorismus haben ihre Spuren hinterlassen. Hinzu kommen Staatsterror, Revolutionen und Vertreibungen. Gewalt war allgegenwärtig, in Diktaturen wie Demokratien. Sie konnte von langer Dauer sein, staatliche und kulturelle Grenzen überschreiten. Vielen gilt das vergangene Jahrhundert daher als ein Höhepunkt der Gewaltgeschichte.

Großbritannien war auf unterschiedliche Weise von dieser Gewaltwelle betroffen. Das Königreich sah sich militärischen Konflikten gegenüber und wurde in blutigen Auseinandersetzungen von seiner Kolonialvergangenheit eingeholt. Im Nordirlandkonflikt und seiner Vorgeschichte hatten die Briten mit Unabhängigkeitskrieg, Terrorakten und Straßenunruhen zu kämpfen. Dies war allerdings nur ein Teil der Gewaltakte, welche die Geschichte des 20. Jahrhunderts kennzeichnen. Riots haben in Großbritannien eine lange Tradition, die immer wieder auflebte und daher ein fester Bestandteil britischer Geschichte sind. „You can Brush Us / You Can Bruise Us / But You’ll Have To Answer To / The Guns Of Brixton“, sang die Punk-Band The Clash Ende der siebziger Jahre. Damit spielte sie auf Aktionen der Londoner Polizei an, die 1981 in die Brixton Riots mündeten, soziale Unruhen mit rund 350 Verletzten und unzähligen ausgebrannten Fahrzeugen. Die bislang bekannten politischen und sozialen Konflikte erweiterten sich um die sog. Race Riots, gewaltsame Aufstände und Straßenschlachten zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Sie stellen ein eigenes Kapitel britischer Gewaltgeschichte dar, das erst kürzlich, 2011 in Tottenham, wieder auflebte. Wie all diese eskalierenden Gewaltprozesse entstanden und was sie mit den Menschen machten, ist gegenwärtig ein zentrales Thema der Geschichtswissenschaft. Aber womit soll sich eine Gewaltgeschichte Großbritanniens konkret beschäftigen? Mit sozialen Strukturen, Ideologien und Motiven oder mit Akteuren, die Gewalt ausübten, mit den Opfern der Gewaltakte, mit den Zuschauern, die diese beobachteten? Rückt man also die Hintergründe oder die Praktiken der Gewalt selbst in den Vordergrund? Darüber streiten sich die Gewaltforscher seit vielen Jahren. In der Summer School wollen wir diese Auseinandersetzungen aufgreifen und sowohl nach den Kontexten als auch nach der Gewaltpraxis selbst fragen. Im Zentrum steht dabei die körperliche Gewalt, die wir am Beispiel extremer Einzelfälle und alltagsgeschichtlicher Situationen untersuchen wollen.

Angesehene, einschlägig ausgewiesene britische Historiker werden die Summer School in München leiten und mit den Studierenden in einer anregenden Lernatmosphäre arbeiten. Wir werden uns mit dem gesamten 20. Jahrhundert beschäftigen, so dass wir auch das komplexe Verhältnis zwischen Königreich und kolonialem Empire reflektieren können. Wir wollen nach Räumen, Situationen und Praktiken der Gewalt fragen, die wir in ihren jeweiligen historischen Kontexten beleuchten. Wir fragen nach Transfers von Gewalt aus Kriegen, über Generationen und soziale Schichten hinweg. Zu den übergeordneten Themenfeldern zählen Krieg/Nachkrieg, Religion/Terrorismus, Kolonialismus/ Dekolonisierung, Alltag/soziale Konflikte sowie die institutionalisierte Gewalt wie zum Beispiel in Schulen, Internaten und Erziehungsheimen.

Violence in Britain - eine Herausforderung (nicht nur) für Zeithistoriker/innen.

Die Summer School findet an der LMU in München statt. Die Teilnahme wird im Rahmen eines polyvalenten Vertiefungskurses (für fortgeschrittene BA- und Lehramtsstudierende) bzw. Aufbaukurses (für Masterstudierende) angeboten. Die üblichen Prüfungsleistungen sind zu erbringen:
Prüfungsleistungen:
VK: RE + MP + HA
AK: RE + HA

Termine:
Vorbesprechungen, Teilnahme obligatorisch:
Freitag, 4. Mai, 16 c.t. - 18 Uhr Freitag, 8. Juni, 16 c.t. - 19 Uhr
Nachbereitendes Blockseminar (LMU), Teilnahme obligatorisch:
Freitag, 21. September, 9 c.t. - 17 Uhr
Einreichtermin für die Hausarbeiten: 10. Oktober 2018

Bitte melden Sie sich per Email bis spätestens Donnerstag, 5.4.2018, mit einem aussagefähigen Motivationsschreiben in englischer Sprache von nicht mehr als zwei Seiten verbindlich an unter:
LSt.Szoelloesi-Janze@lrz.uni-muenchen.de.