Nicolai Hannig erhält den Habilitationspreis 2018 der Münchner Universitätsgesellschaft

Nicolai Hannigs Studie erschließt mit einer originellen Konzeption ein Thema, dessen globale Relevanz sich gerade in jüngster Zeit mehrfach herausgestellt hat. Unter dem Titel „Kalkulierte Gefahren. Naturkatastrophen und Prävention seit 1800“ untersucht sie den politischen und gesellschaftlichen Umgang mit Naturkatastrophen seit dem späten 18. Jahrhundert. Sie belegt über einen Zeitraum von über 200 Jahren, wie der menschliche Umgang mit Naturkatastrophen die Entwicklung des modernen Interventionsstaats, der Wissenschaften und der Gesellschaft grundlegend prägte. Mit den analytischen Leitbegriffen der Vorsorge und Prävention entwickelt Nicolai Hannig einen Ansatz, der es uns erlaubt, die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts neu zu fassen und die zeitgenössischen Sicherheitspolitiken als Kernelement staatlicher Herrschaft und des inneren nation building zu verstehen. Die Studie analysiert, wie Menschen sich zu schützen versuchten, dabei ganze Landschaften umgestalteten, wissenschaftliche Disziplinen erfanden und Versicherungen gründeten, wie sie Naturgefahren in ihren Alltag integrierten, mit ihnen und mitunter sogar von ihnen lebten.
Ausgehend von Deutschland und der Schweiz, schreibt Nicolai Hannig eine europäisch bzw. global ausgreifende transnationale Geschichte. Souverän geht er dabei mit der Vielzahl der Disziplinen um, die zum Schutz der Menschen vor Naturgefahren etabliert wurden: Er beschäftigt sich mit der Geologie und Vulkanologie, dem Wasser- und Deichbau, der Schnee- und Lawinenforschung, der Meteorologie, Staatswirtschaftslehre, Statistik und Versicherungsmathematik, der Seismologie, Medizin, Psychiatrie und Psychologie, der Epidemiologie, Soziologie und Katastrophenforschung. Nicolai Hannig webt die vielen Beispiele seiner Studie kunstvoll ineinander, sodass sie ein beeindruckendes neues Gesamtpanorama der Geschichte der „Moderne“ ergeben.