Neueste Geschichte und Zeitgeschichte
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PD Dr. Anette Schlimm mit dem Habilitationsförderpreis 2020
der Münchner Universitätsgesellschaft ausgezeichnet

Preisverleihung am 13. Juli 2020

16.07.2020

Privatdozentin Dr. Anette Schlimm, Akademische Oberrätin a.Z. am Lehrstuhl für Zeitgeschichte, erhielt für ihre Habilitationsschrift "Übergangsgesellschaften regieren. Drei Dörfer und die Moderne" einen der beiden Habilitationsförderpreise der Münchner Universitätsgesellschaft 2020. Corona-bedingt wurde der Preis am 13. Juli kontaktfrei in einer Videokonferenz verliehen. Eine hinreichend große universitäre Öffentlichkeit wohnte dennoch der Verleihung bei.

Die Laudatio hielt fest: "Geschichts- und Sozialwissenschaften haben die Entwicklung der Moderne bisher fast ausschließlich von der Stadt her argumentiert. Anette Schlimm hat sich in ihrer Arbeit zum Ziel gesetzt, Geschichte von etwa 1850 bis 1950 konsequent vom Land her zu denken. Sie nimmt dazu die „Regierung" ländlicher Gemeinden in den Blick: Wie wurden diese regiert, wie regierten sie sich selbst? Wie gingen sie, vermeintlich rückständig und unpolitisch, mit Politik um in einer Zeit, in der der rasante Wandel zu Dauerzustand wurde? Die Arbeit macht die gesellschaftlichen Dynamiken auf der Mikroebene historisch greifbar. Im Fokus stehen drei Dörfer mit damals zwischen 500 und 1000 Einwohnern: Bernried am Starnberger See, Mahlow in Kreis Teltow unweit Berlin und Wolxheim im Unterelsass."


Die Studie analysiert die Muster der Veränderung in drei sich überlappenden Zeitabschnitten: Sie unterscheidet eine Phase der Gouvernementalisierung von ca. 1850 bis 1900, eine Scharnierphase radikalen Wandels der lokalen Zugehörigkeiten und Teilhaben von 1875 bis 1925 sowie eine Ära gesteigerter Krisen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als sich die Interdependenzen lokaler wie überlokaler Konfliktlagen signifikant verdichteten: zwei (verlorene) Weltkriege, Revolution, Inflations- und Weltwirtschaftskrise, vor allem der Nationalsozialismus, dem auch bezogen auf die Ordnung ländlichen Regierens eine besondere Bedeutung zukam.


Wir gratulieren Anette Schlimm sehr herzlich zu diesem großen Erfolg.