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DFG bewilligt das Forschungsprojekt „Politische Gewalt in der Bundesrepublik“ am Lehrstuhl für Zeitgeschichte

Dominik Aufleger, Max Gedig und Anna Greithanner untersuchen linke politische Gewalt jenseits der RAF

07.05.2019

Das aus drei Teilprojekten bestehende Forschungsvorhaben erschließt einen kaum erforschten Strang linker politischer Gewalt in der Bundesrepublik, der bislang im Schatten der RAF stand. So werden die Bewegung 2. Juni (Max Gedig), die Revolutionären Zellen/Rote Zora (Anna Greithanner) sowie die Schwarzen und Roten Hilfen als diese umgebendes radikales Milieu (Dominik Aufleger) erstmals umfassend unter einer gemeinsamen analytischen Perspektive und im wechselseitigen Zusammenhang untersucht: Im Mittelpunkt der Analyse steht das Phänomen der politischen Gewalt.

Unter der Projektleitung von Professorin Dr. Margit Szöllösi-Janze erweitern die drei HistorikerInnen den perspektivischen Rahmen des Forschungsfeldes, indem sie den bislang vernachlässigten Praxisaspekt politisch motivierten Gewalthandelns ins Zentrum ihrer Dissertationen stellen. Angestrebt ist, das Konzept der „Gewaltgemeinschaften“ auf die Forschung zum Linksterrorismus zu beziehen. Schwerpunkte des Vorhabens liegen daher auf (De-)Radikalisierungs- und Vergemeinschaftungsprozessen. Der praxeologische Schwerpunkt der Studie wird dafür mit Methoden der Netzwerkanalyse kombiniert.

Die untersuchten Akteursgruppen beantworteten die Frage, wann, ob und in welcher Form die Anwendung von Gewalt legitim sei, ganz unterschiedlich. Damit nähert sich das Projekt der historisch wie politisch hoch relevanten Frage, welche Erfahrungen und Konstellationen ausschlaggebend dafür sind, dass sich bestimmte Individuen in Gruppen zusammenschließen, um politisch motivierte Gewalttaten zu begehen, während Angehörige desselben Milieus diesen Schritt hin zu Gewaltanwendung und Illegalität nicht tun.

Mit der Bewilligung dieses DFG-Projekts erweitert der Lehrstuhl für Zeitgeschichte seine Expertise in der historischen Gewaltforschung des 19. und 20. Jahrhunderts (PD Dr. Nicolai Hannig: Gewalt auf der Straße; Dr. Kim Wünschmann: Geschichte der Konzentrationslager und des Holocaust).