Neueste Geschichte und Zeitgeschichte
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Laufende Forschung (Dissertation)

Der Protestantismus in den Debatten um die Aufnahme und Anerkennung politischer Flüchtlinge 1949 bis 1989/93.

Die Aufnahme und Anerkennung von politischen Flüchtlingen waren immer wiederkehrende Streitthemen der westdeutschen Gesellschaft und Politik. Das dem Begriff der politischen Verfolgung zugrundeliegende Verständnis des Politischen wurde vom Grundgesetz nicht weiter definiert und somit zum Gegenstand anhaltender Kontroversen.

Unter der Leitperspektive des Teilprojekts, welches die Debatten um Migration und Integration auch als Aushandlungsprozesse über das Selbstverständnis der bundesrepublikanischen Gesellschaft begreift, untersucht das Dissertationsprojekt die Beteiligung protestantischer Akteure an den Debatten um die Aufnahme und Anerkennung von politischen Flüchtlingen vom Kriegsende bis zur Wiedervereinigung. Ausgehend von den Kontroversen um die Zuwanderung von SBZ/DDR-Flüchtlingen in der Besatzungszeit und frühen Bundesrepublik wird die Entwicklung protestantischer Debattenbeiträge beschrieben und analysiert. Der zeitliche Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf den 1970er und 1980er Jahren und den durch den Strukturwandel der Fluchtmigration bedingten Veränderungen protestantischer Argumentation innerhalb der Flüchtlings- und Asyldebatten.

Die Untersuchung folgt dabei verschiedenen Leitfragen und Themenschwerpunkten. Zum einen ist die Bewertung von Fluchtmotiven, zum anderen die Konstruktion und Dekonstruktion von Flüchtlingsbildern in protestantischen Debattenbeiträgen von Interesse. Besonderes Augenmerk liegt auf der Argumentation mit Menschenwürde und Menschenrechten sowie dem Verhältnis religiöser und säkularer Argumentationsformen. Auch ist anhand der Legitimierung kirchlicher und diakonischer Debatteninterventionen nach dem Selbstverständnis des Protestantismus und seinem Agieren im demokratischen Rechtsstaat zu fragen (wie z.B. in der medial immer wieder präsenten Kirchenasylfrage). Hierbei wird im engen Austausch mit den theologischen und rechtswissenschaftlichen Teilprojekten der Forschergruppe zum Menschenwürdebegriff und dem politikwissenschaftlichen Teilprojekt zur Interaktion des Protestantismus in den sogenannten Neuen Sozialen Bewegungen gearbeitet. Ziel ist die Erarbeitung einer Gesamtdarstellung protestantischer Einflussnahme und Debattenbeiträge sowie die Bestimmung des Anteils protestantischer Akteure an den Debatten der bundesdeutschen Aufnahmegesellschaft um Fluchtmigration.