Neuerscheinung
Dr. Benedikt Sepp: Das Prinzip Bewegung Theorie, Praxis und Radikalisierung in der West-Berliner Linken 1961 – 1972
08.01.2024
Heftige Diskussionen in Kneipen und Seminarräumen, manisches
Lesen, der suggestive Soziologie-Slang Rudi Dutschkes: Der schillernde
Begriff »Theorie« ist eine der ersten Assoziationen, wenn die Rede
auf die antiautoritäre Studentenbewegung kommt. Doch was war
eigentlich »Theorie« und warum hatte sie in »68« einen solch rauschhaften
Charakter?
Benedikt Sepp wirft jenseits von Ideengeschichte und Bewegungsforschung
einen praxeologischen Blick auf die Theoriefaszination der
rebellierenden Studierenden. Indem der Autor dem emphatischen Aufbruch
der frühen Sechziger Jahre bis in die stagnierenden Ausläufer der
maoistischen K-Gruppen folgt, kann er nachzeichnen, wie ein spezifisches
Verständnis von »Theorie« zur Radikalisierung der Bewegung beitrug
– eines, das Analyse nur für gültig erklärte, wenn sie sich in Aktion
umsetzen ließ. Diese nicht auflösbare Spannung zwischen Theorie und
Praxis befeuerte eine »Bewegung«, die mehr als nur eine Selbstbezeichnung
war. Die Geschichte der antiautoritären Bewegung wird hier also
auf eine neue Weise erzählt – als von den Zugzwängen eines Denkens
vorangetrieben, das über dieses Denken hinausgehen wollte.