Neueste Geschichte und Zeitgeschichte
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Dr. Benedikt Sepp

Dr. Benedikt Sepp

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

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Historisches Seminar der LMU München
Abt. Neuere und Neueste Geschichte
Geschwister-Scholl-Platz 1
80539 München

Besucheradresse:
Schellingstraße 12, K 522

Raum: K 522
Telefon: +49 (0)89 / 2180-5545

Sprechstunde:
Nach Vereinbarung

Benedikt Sepp arbeitet seit Dezember 2025 an dem durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt „Entscheidende Millimeter. Kaliberstandardisierungen im langen 20. Jahrhundert“. Zuvor war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte und am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der LMU München und an der Professur für Zeitgeschichte an der Universität Konstanz. Seine von Sven Reichardt und Phillipp Felsch betreute Dissertation an der Universität Konstanz untersuchte die Rolle der Wissensform „Theorie“ in der antiautoritären Bewegung West-Berlins aus einer praxeologischen Perspektive. Sie wurde mit dem Merkur-Preis für herausragende Dissertationen ausgezeichnet und war für den Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung nominiert.
In Forschung und Lehre beschäftigt er sich vornehmlich mit Themen des politischen Extremismus und sozialer Bewegungen, der Gewaltgeschichte und der politischen Theorie und hat u.a. in Geschichte und Gesellschaft, den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte und der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft publiziert. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit engagiert er sich durch Zeitungsbeiträge, Podcasts und Ausstellungen in der Wissenschaftskommunikation.

Entscheidende Millimeter. Kaliberstandardisierungen im langen 20. Jahrhundert (gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft)

Feuerwaffen sind unauffällige Massenvernichtungswaffen: 700 Menschen fallen ihnen täglich zum Opfer. Im Hinblick auf die Praxis des Schießens und Tötens geht der Blick auf die Waffe als Objekt jedoch am Thema vorbei – denn die eigentliche Funktion übt die in die Waffe eingeführte Munition aus. Aufbau und Funktion dieser sogenannten Zentralfeuerpatronen sind seit den 1880er Jahren quasi unverändert und weltweit verbreitet. Dennoch sind Patronen nicht gleich – sie unterscheiden sich aber im Wesentlichen nur in ihrer Länge und Breite. Weil diese beiden Maße von der Reichweite, Durchschlagskraft, Lautstärke und Tödlichkeit des Schusses über die Benutzerfreundlichkeit der Waffe bis hin zu Volumen, Gewicht und Preis allerdings zahlreiche Faktoren beeinflussen, stellen sie wesentliche Marker für Zukunftserwartungen, Selbstbilder und Feindkonstruktionen dar.

Kontinuität und Anpassung des Artefaktes „Patrone“ stehen im Fokus des Projektes. Sie eröffnen einen Zugang zur Analyse der Verschränkung von technologischem „Fortschritt“, Zeitlichkeit und Gewalt vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Denn mit bestimmten Patronentypen zirkulieren auch damit ermöglichte Gewaltformen: Mit einem Kaliber aus dem russischen Zarenreich konnten die Taliban durch seine hohe Reichweite den NATO-Truppen in Afghanistan empfindliche Verluste zufügen, während Drogenkartelle heute eine spezielle Patrone aus dem Ersten Weltkriegs umfunktionieren, um Hubschrauber der mexikanischen Armee anzugreifen. Dieser Aspekt des andauernden Neu-Entwerfens des Schon-Dagewesenen erlaubt eine Gegengeschichte zu der Erzählung eines steten technischen Fortschritts der Gewaltausübung. Gleichzeitig dezentriert dieser langfristige Blick das Militärische, das man in einer solchen Geschichte zentral erwarten würde. Stattdessen werden Schnittstellen zwischen Militär, Polizei, ziviler Waffenkultur, Söldnerwesen und Kriminalität hervorgehoben, an denen Waffen und mit ihnen verbundene Gewaltpraktiken zirkulieren. Der Blick auf Feuerwaffenmunition erlaubt es somit, Kontinuität, Transfer und Wandel spezifischer Gewaltpraktiken über weitreichende zeitliche und räumliche Distanzen hinweg als „entangled history“ tödlicher Gewalt zu untersuchen.

Akademischer Werdegang

  • 09/2023 - 12/2024 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte LMU München
  • 04/2021 - 07/2023 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Zeitgeschichte LMU München
  • 03/2021 Promotion an der Universität Konstanz mit der Arbeit "Denken in Bewegung. Theorie in der antiautoritären Bewegung West-Berlins (1961−1972)"
  • 09/2018 – 10/2020 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Zeitgeschichte (Prof. Dr. Sven Reichardt), Universität Konstanz
  • 09/2014 – 08/2018 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“, Universität Konstanz
  • 09/2007 – 02/ 2013 Studium der Neueren und Neuesten Geschichte, Mittelalterlichen Geschichte und Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München und der Norges Teknisk-Naturvitenskapelige Universitet (NTNU) in Trondheim, Norwegen

Letzte Publikationen (Auswahl)

  • "Harte Zeiten für die Guten". Kurt Huber und Mirok Li: Eine transnationale Rezeptionsgeschichte des deutschen Widerstands, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 73 (2025), H. 3, S. 379-411 (mit Kristina Milz).
  • Munitionsgeschichte als Projektionsgeschichte. 5,56x45mm: Ein Gewaltstandard des 20. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 72 (2024), H. 12, S. 987–1010.
  • Proletarische Identitätspolitik. Die West-Berliner Basisgruppen 1968–1969, in: Arbeit Bewegung Geschichte 22 (2023), H. 1, S. 7–29.
  • Das Prinzip Bewegung. Theorie, Praxis und Radikalisierung in der West-Berliner Linken 1961–1972, Göttingen: Wallstein, 2023.

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