Neueste Geschichte und Zeitgeschichte
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Rückblick zur Vortragsreihe GLOBALGESCHICHTE im Sommersemester 2018

In den letzten Jahren hat sich die noch vergleichsweise junge Globalgeschichte fest im breiteren Feld der Geschichtswissenschaft etabliert. Auf diesem Hintergrund fragt die Vortragsreihe nach Standort und Blickwinkel der Globalgeschichte sowie nach ihrem spezifischen Beitrag zur Historiografie. Jedes Semester setzen sich zwei bis vier Vortragende aus ihrer jeweiligen regionalen und/oder methodischen Warte und auf der Basis ihrer eigenen Forschung mit dieser Frage auseinander.

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19. April 2018: Julia Angster (Mannheim)
Nationalstaat und Globalisierung: Eine verflochtene Geschichte
Am 19. April eröffnete Julia Angster (Mannheim) mit einer Diskussion des Verhältnisses von Nationalstaat und Globalisierung die Münchener Vortragsreihe Globalgeschichte im Sommersemester 2018.
Angsters Vortrag wartete mit einer großen These auf: Während Globalisierungs- und Staatsbildungsprozesse einander oft gegenübergestellt würden, müssten diese stattdessen in ihrer Verschränkung betrachtet werden. Diesen Zusammenhang stellte Angster vor allem auf der Ebene von invasiven "Ordnungsvorstellungen" und Ordnungspraktiken heraus, die sowohl in der Entstehung des modernen Nationalstaates im 19. Jahrhundert als auch in der – gleichzeitigen – wirtschaftlichen und administrativen Durchdringung des imperialen Raumes durch europäische Kolonialmächte prägend waren.
In der Diskussion wurden Kontinuitäten, Diskontinuitäten sowie (abweichende) Variationen dieser "gemeinsamen" Geschichte von Nationalstaatsbildung und Globalisierung diskutiert. Gerade auch die politische Aktualität ihrer Kontrastierung stand dabei im Fokus.

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17. Mai 2018: Dirk Hoerder (Arizona State University)
Lokale, makroregionale, globale Migrationen im langen 19. Jahrhundert: Menschen und ihre Entscheidungen
Im zweiten Vortrag des Sommersemesters unternahm Dirk Hoerder (Arizona State University) einen Aufriss der Geschichte globaler Migrationen im 19. Jahrhundert.
Dabei stellte er einerseits die grundlegende Abhängigkeit einer globalen Migrationsgeschichte von einer Dekonstruktionsleistung heraus, welche – in Begriffen und Metaphern verfestigte – ethnische, räumliche und chronologische Klischeevorstellungen anzweifeln und überwinden müsse. In einem zweiten Schwerpunkt des Vortrags formulierte Hörder die Forderung, die (rationalen) Entscheidungen der Migrierenden gerade auch im Rahmen proletarischer Massenmigrationsbewegungen ernst zu nehmen.
In der anschließenden Diskussion wurde vor allem diese letzte Forderung aufgegriffen, um Probleme und Potentiale einer globalen Migrationsgeschichte "from below" auszuloten.

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07. Juni 2018: Andrea Komlosy (Wien)
Grenzen als Gegenstand und als Methode der Globalgeschichte
Im abschließenden Vortrag der Vortragsreihe Globalgeschichte im Sommersemester 2018 verknüpfte Andrea Komlosy (Wien) die Ergebnisse ihres jüngst erschienenen Buches zu Grenzen mit der Frage nach einer Konzeptualisierung der Globalgeschichte.
Auf der einen Seite, so Komlosys Vortrag, seien Grenzen ein wichtiger Gegenstand der Globalgeschichte: sei es im Sinne des weltweiten modernen Phänomens der (nationalstaatlichen) Begrenzung, sei es gerade auch durch die Konfrontation mit vergangenen alternativen „Grenzmodellen“ etwa stärker hybrider oder zonaler Art. Auf der anderen Seite sei der Blick auf Grenzen aber auch als Methode zu verstehen, wobei besonders der über die reine Territorialität hinausweisende Begriff der „frontier“ für die Kolonialgeschichte, aber etwa auch für die Geschichte des globalen Kapitalismus eine zentrale Stellung einnehmen könne.
Die Diskussion schloss an Komlosys begriffliche Reflexionen an und interessierte sich dabei gerade auch für „moderne“ Grenzen als Dazwischen, als eigenes Terrain mit damit verbundenen spezifischen Praktiken.