Neueste Geschichte und Zeitgeschichte
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DFG-Forschungsprojekt "In the Cause of Humanity"

Das Forschungsvorhaben beabsichtigt eine komparative Analyse der verschiedenen Fallbeispiele der humanitären Intervention im 19. Jahrhundert, wie die Unterbindung des transatlantischen Sklavenhandels durch einen multinationalen Flottenverband (1807-1870), die militärischen Interventionen der europäischen Großmächte zur humanitären Nothilfe für christliche Minderheiten im Osmanischen Reich (Intervention von 1827-1829 in den griechischen Unabhängigkeitskrieg, Intervention von 1860-1861 im Libanon/Syrien, Intervention von 1876-1878 in der Balkankrise) und das Eingreifen der Vereinigten Staaten in den kubanischen Unabhängigkeitskrieg (1898). Als zentrale Verbindungsachse zwischen den unterschiedlichen Fallbeispielen fungiert die Entstehung einer internationalen Öffentlichkeit, die sich intensiv mit der jeweiligen humanitären Notlage auseinander setzte, sowie das „humanitäre“ Legitimationsmuster, mit dem die Großmächte ihr militärisches Eingreifen rechtfertigten. Ziel des Projekts ist nicht eine ereignisgeschichtliche Detailanalyse der Einzelfälle, vielmehr soll an Hand gemeinsamer Verknüpfungspunkte eine charakteristische Systematik der Humanitätsintervention im 19. Jahrhundert herausgearbeitet werden.

Das Projekt beschäftigt sich im ersten Abschnitt mit der These, dass die Praxis der humanitären Intervention eng mit dem Entstehen der „Ressource Weltöffentlichkeit“ in Verbindung steht. Im zweiten Themenkomplex wird die These vertreten, dass sich trotz der Dominanz machtpolitischer Paradigmen im System internationaler Beziehungen humanitäre Motive im 19 Jahrhundert als neues Legitimationsmuster für Interventionspolitik etablierten. Im letzten Teilbereich belegt die Arbeit die These, dass die Humanitätsintervention mehr war als ein exekutiver Vorgang; vielmehr diente sie als Steuerungsinstrument zur Umsetzung langfristiger Ziele und trug zur Internationalisierung des „droit humain“ bei. Insgesamt versucht das Projekt mit der Geschichte der humanitären Intervention im 19. Jahrhundert einen Beitrag zur frühen Geschichte der Menschenrechtsidee und der Universalisierung von Normen zu liefern.

 

Seit November 2012 ist Dr. Fabian Klose als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte tätig.