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Felipe Gracia Pérez

Hispanoamerikanismus. Der hispanoamerikanistische Diskurs in der Konstruktion der nationalen Identitäten der Anden (1850-1900)

Die Dissertation analysiert den Hispanoamerikanismus als transnationalen Identitätsdiskurs, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von den andinischen Machteliten im Prozess der Nationskonstruktion geführt wurde. Der Hispanoamerikanismus wurde zu einem diskursiven Instrument aufgebaut, das den Eliten half, die nach zivilisatorischen Vorbildern der Europäer zu verfolgen. Er stützte sich auf die Behauptung einer kulturellen Identität der gesamten hispanischen Welt, die mit einer gemeinsamen Zivilisation, Rasse, Sprache und Religion sowie einer geteilten Geschichte begründet wurde. Ausgehend vom kolumbianischen Fall, mit asymmetrischen Vergleichsperspektiven auf Ecuador und Peru, untersucht das Projekt die Verwendung des Hispanoamerikanismus hauptsächlich anhand von zwei Themenkomplexen. Der erste widmet sich einem paradoxen Element der nationalistischen Debatten unter den Eliten des 19. Jahrhunderts: Der Kritik an der kolonialen Vergangenheit, die in der republikanischen Epoche zugleich mit der Nachahmung des hispanischen Erbes einherging. Der zweite Komplex sucht eine Erklärung für diese Ambivalenz, die in der Nützlichkeit des Hipanoamerikanismus für die Legitimierung nationalisierender Praktiken gefunden werden kann. Durch den Bezug auf die hispanische Kultur konnte die Besatzung der Amazonas-Regionen als Kontinuität der zivilisatorischen Mission dargestellt, die nationale Geschichte ausschließlich auf die westliche Tradition zurückgeführt sowie der status quo der von der kolonialen Verwaltung geerbten Grenzen in den Konflikten mit den Nachbarländern verteidigt werden. Neben anderen Praktiken, die den Eliten zum Vorteil gereichten, half der Diskurs zugleich eine Identität zu schaffen, die unter der Fiktion einer homogenen Nation hierarchische Codes etablierte. Nämlich die Festschreibung hispanischer Privilegien und die Unterordnung der Indigenen und Afroamerikaner. Zusammenfassend zeigt die Arbeit, dass der Hispanoamerikanismus den Bruch zwischen dem Status als Kolonie und der Unabhängigkeit überlebte, eben weil er den andinischen Eliten erlaubte, im Diskurs und in den Praktiken Nationen nach seinem Vorbild zu errichten. Auf Grund der Analyseform werden intellektuelle Produkte – Essays, Zeitungen, Literatur, Reden und historische Studien – die zentralen Quellen der Dissertation sein.

Cotutelle-Verfahren mit der Université Toulouse II – Jean Jaurès, französischer Betreuer: Michel Bertrand

Email: felipegraciaperez@gmail.comç

Voraussichtliches Abgabedatum: Dezember 2016