Dissertation: Das Private im Ghetto. Jüdisches Leben im deutsch besetzten Polen 1939-1944
Unmittelbar mit Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 veränderte sich das Leben der jüdischen Bevölkerung Polens fundamental. Die deutschen Besatzer zogen Juden in Ghettos zusammen, in denen existentiell bedrohliche Bedingungen herrschten. Wie gingen die Bewohner mit der neuen Situation um, vor allem mit der räumlichen Enge und den neuen zeitlichen Abläufen? Wie gelang es ihnen, weiterhin Nähe oder Distanz zu ihren Mitmenschen aufrechtzuerhalten? Konnten sie aus den tiefgreifenden Veränderungen ihres Alltags auf Dynamiken der Vernichtung schließen?
Carlos Alberto Haas stellt erstmals die Frage nach dem Privaten im Ghetto. Am Beispiel der Ghettos in Warschau, Litzmannstadt, Tomaschow und Petrikau untersucht er die Transformationen privaten Lebens und die sozialen Auswirkungen, die diese auf das Leben der Bewohner hatten. Dabei verbindet Haas die Mikroperspektive der Alltagsgeschichte mit grundlegenden Fragen, die über das Individuelle hinausgehen, und analysiert die zeitgenössischen Deutungsmöglichkeiten der Opfer des Holocaust.
Die Studie ist als Teil des Forschungsprojektes „Das Private im Nationalsozialismus“ am Institut für Zeitgeschichte München – Berlin entstanden.
2018 wurde sie mit dem Promotionspreis der Leibniz-Gemeinschaft ausgezeichnet.
Rezensionen:
- Ludger Heid: „Herzen finden sich in der Atmosphäre des Kerkers“, in: Süddeutsche Zeitung, 21.12.2020, S. 14.
- Markus Roth: Neue Perspektive der Ghettoforschung, in: Einsicht 2021. Bulletin des Fritz Bauer Instituts, Frankfurt a. M. 2021, S. 129.
- Anne-Christin Klotz, HSozKult 30.09.2021.
- Svenja Bethke, Zeitschrift für Genozidforschung (2021/2).